Waldesruhe

Ich bin aufgewachsen in einer Siedlung, die beinahe rundherum von Wald umgeben ist. Als Kind war der direkt an die Häuser angrenzende Wald ein großer Abenteuerspielplatz. Dort gab es ein Biotop mit einem „Moorloch“ an dem man sich spannende Geschichten einfallen lassen konnte. Ein Großteil des Waldes bestand ausschließlich aus Buchen. Das wirkte wie ein riesiger Saal mit hohen Säulen und einem grünen Dach, unter dem die Vögel hin und her flogen.
Heftige Stürme haben in den vergangenen Jahren viele der alten Buchen zunichte gemacht und Löcher in die Baumreihen gerissen. Doch der Wald, in dem natürlich auch andere Laub- und Nadelbäume wachsen, verändert sich auch ohne Unwetter ständig. Über die Zeit haben sich Plätze, die für mich als Kind einen besonderen Zauber ausstrahlten, vollkommen verwandelt.
Eigentlich wollten meine Mutter und ich an diesem Julimorgen die Stelle mit den Blaubeerbüschen besuchen, die wir vor einigen Jahren bei Spaziergängen mit unserem Hunde über kleine versteckte Pfade oft aufgesucht haben. Doch genau diese kleinen Pfade waren einfach nicht mehr zu finden. Also sind wir etwas weiter gelaufen zu einer anderen „besonderen“ Stelle. Ein Stück Wald mit dichten Tannen, weich mit Moos überzogenen Böden und grünem Farn dazwischen. Früher nannte ich diese Stellen den „Hänsel und Gretel-Pfad“. Die Sonnenstrahlen fielen an diesem schon sehr warmen Morgen durch die Bäume und zauberte Sonnenflecken auf den grünen Teppich aus Flechten. Wir haben eine Weile dort gesessen, die Kühle im Schatten der Tannen genossen und in den Wald gelauscht.