Im Februar 2019 habe ich einen Arbeitsplatz in einer Bürogemeinschaft gemietet. Einen Platz direkt am Fenster in einem wunderschönen Altbauraum mit überhohen Decken, die mit Stuck verziert sind. Eigentlich habe ich damals diesen Platz gemietet, weil ich dachte, es sei vielleicht an der Zeit, nicht immer alleine im Home Office zu arbeiten. Dann kam die Pandemie und inzwischen ist dieser Platz so quasi der einzige Ort, an dem ich überhaupt mal alleine sein kann, denn das Home Office ist doppelt belegt.
Mit diesem Büroplatz kam ein 2 x 20-minütiger Fußweg in meinen Alltag, der mich durch einige der schönsten Berliner Kieze führt – wie ich finde. Im Sommer grün durch die vielen Bäume, die das Berliner Stadtbild bereichern, ist der Spaziergang jetzt zwar recht kahl und oft grau, doch der Nachhauseweg im Dunkeln lässt die früh erleuchteten Fenster zum Teil der urbanen Szenerie werden. Jetzt sitzen am frühen Abend keine Menschen mehr vor den Restaurants auf den breiten Berliner Gehwegen – essen, trinken, reden, lachen – und auch die Musiker, die oft auf den kleinen Plätzen und Kreuzungen spielen, sind verschwunden. Dafür zieren Lichterketten und Weihnachtsdeko Balkone, Bäume und Eingänge. Hier und da wurden vor Restaurants wieder Glühweinstände errichtet. Vor einem der Blumengeschäfte lehnen Weihnachtsbäume zum Verkauf an der Hauswand und Kränze stapelt sich vor dem Schaufenster. Der Duft des Tannengrüns weht mir sanft entgehen, wenn ich dort vorbei husche.
Morgens gehe ich los, wenn es bereits hell ist, laufe vorbei an zum Lüften geöffneten Fenster und sammle akustische Schnipsel ein, die auf den Gehweg tönen. In Kitas wird gesungen, Menschen tragen dampfende Kaffeebecher mit sich rum, Hunden flitzen ihren „Mamas and Papas” hinterher und dort, wo die allerletzten Brachen gefüllt werden, wachsen Baustellen rasant schnell zwischen den Häusern.
Der Weg ins Büro durch die Kieze ist mein reales Wimmelbild zum Durchschreiten und erleben und ich habe einen Faible für gute Wimmelbilder. Mit die schönsten Urbanen kreiert Ilya Milstein.
Wie kriege ich jetzt den Bogen zu jemanden, der schon lange vor der Pandemie vielen Menschen Inspiration und wahnsinnig gute Rezepte geliefert hat? Mich hat er für seine Kreationen gewonnen, als ich vor mehr als 10 Jahren in London in ein Lemon Meringue Tartlet biss, das ich in seinem Ladengeschäft in Notting Hill erstanden hatte. Unfassbar gut! Yotam Ottolenghi. Natürlich.
Und was ich ebenfalls sehr mag, sind die Videos, die in seinem Instagram-Feed gepostet werden. Die, in denen er kurz gefasst die Zubereitung seiner Rezepte erläutert (I’m making…) und wir ihm beim Kochen zuschauen können. Seine Art, das zu tun, sein dezenter Charme und seine Hingabe zum Essen überzeugt und inspiriert, ohne in irgendeiner Weise aufgesetzt oder überzogen zu wirken. Und deswegen schaue ich ihm einfach gerne zu. Natürlich speichere ich mir Unzählige seiner Rezepte „für später”. Ab und an kochen wir dann auch mal eins. Das Wurzelgemüse aus dem Backofen im folgenden Rezept gehört zu den Gerichten, das wir immer und immer wieder gerne und zu besonderen Anlässen zubereiten. Wie vor zwei Monaten zum Geburtstag meiner Mutter. „So viele verschiedene Geschmäcker vereint in einem Gericht – toll!” sagte da sogar jemand, der ansonsten nicht einfach für Vielfalt in der Würzung zu gewinnen ist.
Definitiv war eines von Ottolenghis „Making-of“ Videos der Auslöser – vielleicht sogar das erste – dieses Gemüsegericht auszuprobieren. Es ist vegetarisch und wenn der hinzugefügte griechische Joghurt durch ein Pflanzenbasiertes ersetzt wird, auch vegan.
Vegetarisch
Für 4 Personen
Für das Wurzelgemüse
½ Knollensellerie (400 g), geschält und in Keile geschnitten
2 große Kartoffeln mit Schale, in Spalten geschnitten (500 g)
½ kleiner Kürbis, mit Haut, entkernt und in Spalten geschnitten (500 g)
2 EL Tomatenmark
75 ml Olivenöl
500 ml Gemüsebrühe
1 x 400 g Dose Kichererbsen, abgetropft (240 g)
1½ EL Harissa
1 Zitrone
10 g Dillblätter, grob gehackt
3 EL Dukkah (Gewürzmischung)
Für den Tahini-Joghurt
75 g Tahini (meine Empfehlung ist „Al Kanater“)
115 g griechischer Joghurt
2½ EL Zitronensaft
2 Knoblauchzehen, geschält und zerdrückt
Salz und schwarzer Pfeffer
55 ml Wasser
Den Ofen auf 220° (200° Umluft / Gas 7) vorheizen. Das Wurzelgemüse, das Tomatenmark, zwei Esslöffel Öl, einen Teelöffel Salz und gut gemahlenen Pfeffer in eine große Ofenform (ca. 38 cm x 26 cm) geben und alles miteinander vermengen. Die Brühe angießen und 30 Minuten lang backen.
In der Zwischenzeit in einer mittelgroßen Schüssel die Kichererbsen, Harissa, zwei Esslöffel Öl und einen viertel Teelöffel Salz vermischen und beiseite stellen.
Die Kichererbsenmischung über das Gemüse geben und den Ofen auf 240° (220° Umluft / Gas 9) hochheizen. 20 Minuten weiterbacken, bis alles eine schöne Farbe hat und das Gemüse gar ist. Etwa 10-15 Minuten lang abkühlen lassen.
In der Zwischenzeit die ganze Zitrone in Scheiben schneiden und die Scheiben grob hacken (hier lohnt sich ein Blick in das Video). Diese und den aufgefangenen Saft (aber nicht die Kerne) zusammen mit dem Dill und dem restlichen Esslöffel Öl in eine Schüssel geben.
In einer separaten Schüssel alle Zutaten für den Tahini-Joghurt mit den 55 ml Wasser und einem viertel Teelöffel Salz verquirlen, bis eine glatte, flüssige Masse entsteht.
Eine gute Menge des Tahini-Joghurts über das Gemüse verteilen und die gesamten Dillmischung. Zum Schluss das Dukkah Gewürz darüber streuen und den restlichen Tahini-Joghurt dazu servieren.
* * * *
Ich wünsche Euch einen schönen vierten Advent oder einfach einen entspannten Sonntag. Kocht Euch was Leckers!
Hinter Nocali steht Nicola. Wandelnd, gestaltend und mit der Profession, die inneren Zusammenhänge durch äußere Formen darzustellen.
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