Mein persönlicher Wohn- und Einrichtungsstil basiert seit langem auf einer farblichen Kombination aus viel Weiß, etwas Grau, dazu Holz in verschiedenen Naturtöne und dazwischen vereinzelte schwarze und blaue „Tupfer“. Es gab zwar eine Phase, in der ich mehr und kräftigere Farben in mein wohnliches Umfeld gelassen habe, doch das war eher eine kurzfristige Experimentierphase als ein ernst gemeintes Konzept. Weiß, hell und möglichst viel Licht, das sind Konstanten, seit ich meinen Wohnraum selbst gestalte und glücklicher Weise ein Stil, bei dem Johannes und ich uns auch als Paar einig sind.
Woher kam also das Interesse an einer dunklen Wand und einer Farbe aus der Palette des Britischen Herstellers Farrow & Ball? Im vergangenen Sommer half ich dabei, den Entrée-Raum des Studio BlinkBlink in dunkles Studio Green zu tauchen. Anna entschloss sich dabei, die Decke mitzustreichen, was alle Beteiligten zunächst mit Skepsis reagieren lies. Irgendwann einmal hatte mir jemand erläutert, wie wichtig es sei, bei farbigen Wandanstrichen den „Himmel“ in einer helleren Farbe abzusetzen, da der Raum sonst kleiner wirken würde. Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall. Wie recht Anna mit ihrer Entscheidung hatte, zeigte sich, nachdem der Anstrich perfekt war. Um den Anschein höherer Decken zu erwecken, ist es sinnvoll, die gleiche Farbe für Wände und Decke zu verwenden, da die Wände ohne optische Unterbrechung höher erscheinen. Eigentlich ganz logisch, wenn man ein bisschen darüber nachdenkt.
Nun, dass bei uns – trotz all dieses Wissens – nur eine Wand und nicht ein ganzer Raum mit dunkler Farbe gestaltet werden sollte, war für Johannes und mich von vorne rein klar. Unsere Wohnküche hat 21 qm und an Deckenhöhe mangelt es dem Altbau nicht. Wir hatten also keine Bedenken, dem Raum mit einem partiellen Anstrich und den damit betonten Kanten und Flächen etwas an Großzügigkeit zu klauen. Die von uns gewählte Wand macht einen leichten Absatz nach hinten, so wirkt das Ganze ein bisschen wie ein großes Bild.
Zunächst hatte ich eine Schlafzimmerwand für den Anstrich in dunklem, tiefen Blau auserkoren. Doch unseren weißen Ruhepol mit Farbe zu gestalten – dazu konnten wir uns schlussendlich nicht entscheiden. Die Wohnküche ist der größte und vor allem hellste Raum in unserer Wohnung. Viel Licht ist sicherlich die beste Voraussetzung, um einen Raum mit einem dunklen Wandanstrich nicht in eine bedrückende Kammer zu verwandeln. Die Wand, an der in den warmen, lichten Monaten unsere Küchencouch steht und in den Wintermonaten unser Esstisch – diese Wand sollte dunkelblau werden.
Gleichzeitig ist dies aber auch die Wand, an der ich zahlreiche Bilder in einer Salonhängung zu einem Gesamtarrangement kombiniert habe. Beinahe all diese Bilder haben etwas gemeinsam: einen schwarzen Rahmen. Schwarzer Rahmen auf dunkelblauer Wand – geht das? Ja, und zwar erstaunlich gut! Nach Vollendung unseres Anstrichs bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden (hier das „Vorher“ zum Vergleich).
Blau ist eine recht traditionelle Küchenfarbe, denn länger war man davon überzeugt, dass Stubenfliegen blaue Oberflächen meiden. Die Wände von Speisekammern und das Innere von Vorratsschränken wurden aus diesem Grund gerne blau gestrichen. Aus einem alten Küchenbuffet meiner Urgroßoma hat meine Mutter den blauen Innenanstrich Jahre später mühevoll entfernt – denn Fliegen hält die Farbe nicht ab. Dass unsere farbige Küchenwand trotzdem blau werden sollte, stand jedoch außer Frage und mit Hilfe der Farrow & Ball Farbkarte wählten wir den passenden Farbton Stiffkey Blue.
Für gerade Kanten nutzte ich nicht nur das übliche Malerkrepp, sondern dichtete die Kanten zusätzlich mit Acryl ab. Unsere gestrichene Wand misst 4 m x 3,15 m. Für eine gleichmäßig deckende Fläche benötigte ich zwei Anstriche und der 2,5 Liter Topf Estate Emulsion hat dafür genau gereicht. Allerdings ist die Raufasertapete unserer Küchenwand sicherlich nicht der ideale Maluntergrund. Die Nägel für all unsere Bilderrahmen habe ich schlicht und ergreifend in der Wand belassen und darüber und drumrum gestrichen. Das ging völlig problemlos. Gerochen hat die Farbe übrigens so gut wie gar nicht und der Anstrich trocknete schnell.
Auch nach einigen Wochen kann ich sagen, wir sind mit unserer neuen blauen Küchenwand sehr happy. Mit Stiffkey Blue im Rücken sitzt es sich sehr behütet auf unserer Küchencouch. Denn eines ist klar: die Gegenwart eine solch dunklen Farbfläche lässt sich nicht ignorieren. Diese Wand ist sehr präsent und bringt Tiefe, Ruhe und Gelassenheit in den Mittelpunkt unseres Zuhauses.
Wie eine Wand in Hague Blue aussieht – ein Blauton von Farrow & Ball, der bei uns mit in der näheren Auswahl stand – könnt Ihr bei Catherine sehen. Und wer einen Eindruck davon haben möchte, wie ein ganzer Raum in der neuen Farbe Inchyra Blue aussieht, schaut bei Anne vorbei.
Vielen Dank an Farrow & Ball für die Zurverfügungstellung der Farbe.
Alle Fotos in diesem Beitrag: Nicola Holtkamp
Hinter Nocali steht Nicola. Wandelnd, gestaltend und mit der Profession, die inneren Zusammenhänge durch äußere Formen darzustellen.
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Comment
So schön :) Ich habe heute auch eine Wand in dunkelblau gemalt.