Im Laufe unserer Lebens zelebrieren wir eine Reihe solcher Gewohnheiten. Rituale ändern sich nach Lebenssituation und Alter. Mit Kindern haben Rituale noch einen ganz anderen Status. Doch auch als erwachsener, selbstständiger Mensch sind mir persönlich solche gepflegten Regelmäßigkeiten durchaus wichtig. Als Freelancer bringt der Beruf wenig Routine, was ich besonders genieße. Doch genau deswegen verhelfen mir kleine wiederholte Inszenierungen zu mehr Ausgeglichenheit.
Oft sind meine Rituale an das Umfeld gekoppelt, in dem ich gerade lebe. Eine liebgewonnene Rhein-Main-Gewohnheit im vergangenen Sommer war – wenn sich die Gelegenheit bot – der abendliche Spaziergang zu einem Minispielplatz am Waldrand, um dort eine Runde auf der Schaukel durch die Abendluft zu schwingen.
Hier in Berlin pflegen wir so eine Art Kuchenritual. Wenn es möglich ist, dann unternehmen wir am Wochenende ausgedehnte Spaziergänge und erkunden so immer wieder neue Stadtteile. Der krönende Abschluss eines solchen Spaziergangs ist in der Regel Tee, Kaffee und Kuchen. An den vergangenen Wochenenden ging das nicht immer, weil wir beide arbeiten mussten. Doch auch dann machen wir irgendwann eine Pause und gehen vor die Tür für den Kuchengenuss.
Eigentlich mag ich keine Rituale, die mich dazu zwingen immer an einem ganz bestimmten Tag in der Woche das Gleiche zu tun (ausgenommen meine Ballettstunden). Aus diesem Grund war ich nie ein besonderer Fan von TV-Serien. Andererseits kann es ebenso etwas Gutes haben, wenn man sich zum Einhalten solcher privaten Zeremonien zwingt. Selbst dann, wenn man im Gegenzug das Gefühl hat auf etwas anderes verzichten zu müssen. Sich immer alle Optionen offen halten ist auf Dauer enorm anstrengend für den Geist und das Miteinander.
Wohlfühlrituale muss man sich erschaffen und sie dürfen sich weiterentwickeln. Sie bringen Ruhe in den hektischen Alltag und sind dabei wie kleine Inseln im ewigen Strom der Geschehnisse. Und deswegen werde ich wohl noch dem ein oder andere persönlichen Ritual einen Platz in meinem Leben einräumen.
Elle Decoration UK, May 2013
Hinter Nocali steht Nicola. Wandelnd, gestaltend und mit der Profession, die inneren Zusammenhänge durch äußere Formen darzustellen.
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2 Comments
Das ist spannend, ich habe mich während meines Studiums viel mit Ritualen beschäftigt. Auf jeden Fall ein interessantes Thema!
[…] oder Rituale sind wichtig. Nicola hat es in der vergangenen Woche bereits schön beschrieben – “kleine Inseln im ewigen […]