Wo kommst Du her?
Aus Wiesbaden. Genauer aus Sonnenberg. Aus einer gutbürgerlichen Mittelschicht-Familie, deren Familienwurzel da auch weit zurück reichen. Mütterlicherseits waren Mitglieder der Familie die ersten freien Bürger in Sonnenberg. Die Familienbibel geht bis 1611 zurück. Vielleicht ist mein Freiheitsstreben also genetisch bedingt. 🙂 Ich bin sehr bodenständig aber auch weltoffen erzogen worden; hatte aber trotzdem sehr lange kein starkes Gefühl für meine Wurzeln. Manchmal muss man erst weit weg gehen, um das zu bekommen.
Wo willst Du hin?
Noch mehr zu mir, zu meiner Mitte. Ich bin früher viel gereist. Zum Teil einfach aus Abenteuerlust, aber auch weil ich auf der Suche war. Nach dem Ort, an dem ich glücklich sein würde.
Ich dachte eine Weile, das sei eine Farm in den australischen Snowy Mountains. Ich habe das Leben dort geliebt, aber der Ort war es am Ende nicht.
Es ist ein totales Klischee, doch der ist in einem selbst. Man hört das oft, nur ist ein riesiger Unterschied es für sich selbst auch irgendwann zu verstehen. Die eigenen Muster und unbewussten Überzeugungen schleppt man nämlich als Käfig immer mit sich rum, egal wohin man geht. Doch mal nicht philosophisch betrachtet, würde ich sehr gerne irgendwann wieder irgendwo im Ausland leben. Ich habe immer noch ein Farmhaus mit vielen Tieren im Kopf. 🙂
Was treibt Dich an?
Neugier. Ich bin ein Mensch, der nach Erkenntnis strebt und sich für Vieles interessiert. Ich möchte das Beste aus mir herausholen können. Ich finde nichts schlimmer, als immer das Gefühl zu haben, unter dem eigenen Limit zu bleiben. Stillstand ist für mich Strafe. Da verliere ich jede Energie. Dazu muss ich aber Dinge tun, die mich wirklich begeistern. Meiner Erfahrung nach ziehe ich durch die Ausstrahlung und Energie dann auch tolle Sachen und Menschen an, die dazu passen und mich weiterbringen. Veränderung schreckt mich dabei wenig. Ich habe sie immer aktiv gesucht und gehe auch gerne aus meiner Komfortzone raus, auch wenn ich Angst habe. Details mag ich dabei nicht – mich interessiert immer das große Ganze.
Allerdings habe ich vor kurzem zusätzlich zu meiner systemischen Coaching-Ausbildung noch eine Ausbildung zum Achtsamkeitstrainer gemacht. Meditation, Stille, den Augenblick wahrnehmen. Das ist für mich ein wichtiger Energiequell geworden, um dann weitermachen zu können. Das war am Anfang hartes Training mir die Zeit dafür zu nehmen. Ich habe schnell gemerkt, dass es für mich funktioniert, weil ich ansonsten wieder wie ein Rennpferd aus der Startbox schieße, um dann plötzlich mit Schnappatmung auf dem Turf zu stehen. Wenn das Außen immer unruhiger wird, ist es wichtig, dass wir im Inneren wieder ruhiger werden. Davon bin ich überzeugt. Doch die meisten Menschen haben verlernt sich selbst zu spüren und sich selbst zu beruhigen.
Was hält Dich auf?
Selbstzweifel – manchmal – und die unsinnige Angst auch mal zu scheitern. Daraus lernt man schließlich. Davon befreie ich mich auch immer mehr. Es sind eben die alten Muster: Annahmen und Überzeugungen, die ich mir über Situationen und Dinge bastle. Für die ich aber keinen Beweis habe, dass sie stimmen oder sogar weiß, dass sie Unsinn sind. Ich habe mittlerweile daher gut gelernt meine Gedanken zu überprüfen und zu schauen: „Was würde mir gut tun stattdessen zu denken?“. Das verändert die Sicht auf die Welt total. Das und Dankbarkeit. Tolstoi hat mal gesagt: „Der Gedanke ist alles. Der Gedanke ist der Anfang von allem. Und Gedanken lassen sich lenken. Daher ist das Wichtigste: die Arbeit an den Gedanken.“ Damit hat er absolut recht. Das haben auch viele andere große Philosophen und Schriftsteller in ähnlicher Form gesagt. Aber auch das ist jeden Tag harte Arbeit, obwohl mein Hirn schon ganz gut drauf trainiert ist, sich selbst zu korrigieren.
Drei Dinge, die Du in 5 Jahren gemacht haben möchtest?
Jeanette Bouffier lebt in Wiesbaden und ist selbstständig tätig als systemischer Coach. Sie begleitet Unternehmen bei der Entwicklung von Leitbilder und zukunftsfähigen Unternehmenskulturen. Oft kombiniert sie dies mit ihrer Tätigkeit als freie Art Directorin. Ihre beruflichen Webseiten finden sich unter Mindset Strategie und Bouffier Design. Sie bloggt unter Macht/Sinn und twittert als @jeanbouffier.
Fotografiert haben wir bei Jeanette Zuhause, im Café des Coworking Space Heimathafen und zusammen mit dem Quarter Horse Hank zwischen den Feldern in Kloppenheim.
Fotos: Nicola Holtkamp – Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
Dieser Beitrag ist Teil der Portraitserie „Im Augenblick“.
Hinter Nocali steht Nicola. Wandelnd, gestaltend und mit der Profession, die inneren Zusammenhänge durch äußere Formen darzustellen.
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